Du hast einen eigenen Garten oder einen Balkon und möchtest den Insekten einen Lebensraum und eine Nahrungsquelle bieten? Der folgende Beitrag erklärt, wie du in wenigen Schritten eine Blühwiese anlegst und welche Pflanzen sich am besten auf deinem Balkon eignen. Natürlich gibt es zahlreiche Möglichkeiten zur naturnahen Umgestaltung deines Gartens oder Balkon, aber vielleicht können wir hiermit einen kleinen Startschuss setzen.
Zunächst das Wichtigste vorweg : Egal wie klein, winzig, breit oder riesig dein Garten oder die Fläche für deine eigene Blühwiese ist, jeder Quadratmeter zählt und die Natur wird dir dankbar sein!
Neben der Qualität des Bodens spielen auch die Lichtverhältnisse sowie die geografische Lage deines Standorts eine wichtige Rolle.
Du lebst in einer bergigen Region? Achte darauf, dass die Temperaturen hier langsamer und zu einem späteren Zeitpunkt steigen als im Flachland. Deshalb verschiebt sich die Ansaat ein wenig nach hinten. Generell gilt erst einsäen, wenn der Boden frostfrei ist!
Blühwiesen benötigen idealerweise einen mageren, also nährstoffarmen Boden. Dieser sollte zudem eine lockere, unkrautfreie und feinkrümelige Struktur aufweisen.
Woran erkennst du, ob dein Boden mager und nährstoffarm ist? Du könntest eine Bodenprobe nehmen, den PH-Wert analysieren und sie für eine Nährstoffanalyse ins Labor schicken. So machen wir es, wenn wir unser Ackerstandorte oder Unternehmensgrundstücke bestimmen lassen.
Falls dir dieser Weg zu aufwendig erscheint, dann kommt hier ein einfacher und gut umsetzbarer Tipp. hast du schon mal etwas von sogenannten Zeigerpflanzen gehört?
Nein? Kein Problem!
Zeigerpflanzen und der Krümeltest geben dir Rückschlüsse, um welche Art von Boden es sich handelt.
Hier einige Beispiele von Pflanzen, die du sicherlich aus deinem Garten kennst.
Der Krümeltest bestimmt die Bodenart. Hierzu nimmst du etwas Erde in die Hand und formst sie zu einem kleinen Ball. Gelingt dies nicht, dann handelt es sich um Sand- oder Schieferboden. Eine fest, nicht klebrige Kugel weißt du Lehmboden auf. Bei einer festen und klebrigen Kugel handelt es sich um Tonboden.
Wie oben beschrieben ist eine weitere wichtige Komponente der ideale pH-Wert. Dieser sollte bei Wildpflanzen zwischen 6 und 8 liegen. Weist dein Boden einen pH-Wert und 6 auf und ist zu sauer? Um dennoch eine Blühwiese anlegen zu können solltest du den Boden mit Kalk behandeln.
Ist dein Boden nährstoffarm, weist er eine krümelige Struktur auf und liegt der pH-Wert zwischen 6 und 8? Dann kannst du am Ende dieses Abschnitts weiterlesen. Ist dein Boden nährstoffreich und der pH-Wert zu niedrig? Dann erfährst du hier, wie du diese Eigenschaften ändern kannst.
Bei Lehm- oder Tonboden kannst du Schotter, Kies, Vorsieb oder Sand einarbeiten. Wildpflanzen benötigen ca. 10cm einer solchen lockeren Schicht. In der Praxis trägst du also 10cm deines vorhandenen Bodens ab , mischt ihn mit einem der o.g. Materialien und füllst das Saatbett wieder auf.
Sollte der Boden zu sauer sein, gibst du 200gr/m^2 Kalk hinzu. Im nächsten Schritt muss der Boden aufgelockert werden. Hierzu wird, falls vorhanden, die Grasnarbe umgebrochen und Konkurrenzkräuter entfernt werden. Anschließend sollte der Boden mit einer Fräse mindestens drei Mal mit einem Abstand von zwei bis drei Wochen aufgelockert werden.
Hier erfährst du, wie du die richtigen Pflanzen auswählst, welche nicht nur bunt blühen, sondern auch richtig sinnvoll und hilfreich für Insekten sind!
Da vor allem Wildbienen sehr wählerisch sind, was ihre Nahrung betrifft, solltest du die passenden Gräser und Blumen pflanzen. Hierbei ist es vor allem wichtig, dass es sich um Trachtpflanzen, also hohe Pollenlieferanten handelt.
Hier einige Beispiele von Pflanzen, welche Bienen lieben werden:
Hier einige Beispiele von Pflanzen, welche Schmetterlinge lieben werden:
Solltest du bereits ein Gemüsebeet in deinem Garten angelegt haben, musst du dies nicht umbrechen und stattdessen eine Blühwiese anlegen. Ein Kräuterbeet bietet vielen Fluginsekten eine sehr gute Nahrungsgrundlage.
Vor allem Dill, Schnittlauch, Minze, Salbei, Melisse, Oregano, Kamille und Thymian sind sehr zu empfehlen. Entweder legt man ein separates Kräuterbeet an oder man pflanzt sie zwischen die Gemüsereihen oder an die Seiten des Gemüsebeets.
Neben dem lässt sich ein kleiner Streifen oder vereinzelte Wildblumen ebenfalls gut in ein Gemüsebeet integrieren. So tust du nicht nur den Insekten etwas Gutes, sondern gleichzeitig bestäuben sie einige Pflanzen deines Beets, wie Himbeeren, Bohnen, Erdbeeren oder Tomaten!
Unabhängig davon, für welches Insekt die Blühwiese oder die insektenfreundlichen Pflanzen eingesät werden ist es wichtig, dass die Nahrungsgrundlage ganzjährig bestehen bleibt. Hier eine Liste von Pflanzen und ihren Blühzeitpunkten:
Frühblüher (März/April - Juni/Juli)
Pflanzen (Juni/Juli - August/September)
Pflanzen (Juni/Juli- Oktober/November)
3.1 Auswahl des Saatguts
Mittlerweile findet man fast in jedem Baumarkt oder Gartencenter Blühwiesensaatgut. Das Problem dabei? Viele Arten in den Mischungen sind nicht heimisch und bieten den Insekten somit keine Nahrungsgrundlage. Heißt also: Sieht gut aus, bringt aber nichts!
Deshalb empfehlen wir euch an dieser Stelle nur zertifiziertes und für eure Region abgestimmtes Saatgut zu verwenden. Schaut nach, ob das Saatgut ein Siegel “VWW-Regiosaatgut” oder vom Bund deutscher Saatgutzüchter geprüft wurde. Eine richtig gute Wildblumenmischung enthält immer einen Anteil an Kräutern und Gräsern, die sowohl ein- als auch mehrjärig blühen.
Du hast bereits viel zu der Bearbeitung des Bodens gelesen. Sollte alles vorbereitet sein, legen wir nun mit der Ansaat los.
Hierzu benötigst du zunächst eine Waage! Denn bei einer Blühwiese gilt: Weniger ist mehr. Viele Arten brauchen viel Platz, um sich richtig entfalten zu können. Pro m2 nimmt man etwas 1-5 g Saatgut. Nach dem Abwiegen mischt du das Saatgut mit Sand oder Sägemehl. So verhinderst du, dass das Saatgut nur auf einem Fleck landet.
Nun kommt ein ganz wichtiger und essenzieller Schritt! Sobald das Saatgut verteilt wurde, musst du den Boden andrücken. Nur, wenn die Samen Kontakt zum Boden bekommen, können sie keimen, da sie das Wasser von unten (aus der Erde) ziehen.
Nach der Ansaat solltest du die Fläche mindestens einmal pro Woche ausreichend wässern. Diesen Vorgang wiederholst du in den ersten 6 Wochen regelmäßig. Achte hierbei auf die klimatischen Bedingungen. Herrscht eine Feuchtperiode, dann passt du die Bewässerung an. Falls es nach den ersten 6 Wochen zu einer Dürre kommen sollte, kannst du die Jungpflanzen auch mit Heu abdecken. So bleibt der Boden schattig und sie können sich weiterentwickeln. Das gleiche gilt auch bei Starkregenereignissen. Hierbei beugt das Heu einer Verschlammung vor.
Mit der kleinen Beschreibung und den Tipps kann es nun losgehen mit deiner eigenen Blühwiese oder deinem insektenfreundlichen Garten. Das Wichtigste sei noch gesagt: Habe Geduld! Wildblumen brauchen in der Entwicklung viel länger als die üblichen Kulturarten. Aber es wird sich lohnen und die Insekten dir dankbar sein.
Viel Spaß im Garten!