Du hast dich vielleicht auch schon für eine Blühwiese in deiner Nachbarschaft an einem Feldrand oder auf einem Firmengelände entdeckt? Doch was verbirgt sich hinter einer Blühwiese? Möchten die Initiatoren von Blühwiesenprojekten und Bienenweiden uns einfach nur einen Gefallen tun und das Landschaftsbild verschönern oder steckt mehr dahinter? Du fragst dich, was eine Blühwiese eigentlich so kann? In diesem Artikel verraten wir dir, was eine Blühwiese ist und welche Vorteile sie bietet.
Eine Blühwiese ist eine artenreiche Wiese mit einem hohen Anteil blühender Pflanzen. Echte Blühwiesen sind in der Vergangenheit durch eine extensive Bewirtschaftung entstanden. Es braucht den richtigen Boden, keine oder nur eine geringe Düngung und eine ein- bis dreimalige Mahd im Jahr. Unter diese Voraussetzungen sind Blühwiesen von ganz allein entstanden. Weil solche artenreichen Blühwiesen ein Lebensraum für eine Vielzahl verschiedener Tiere sind, werden sie mittlerweile auch gezielt zum Artenschutz angelegt.
Man muss dabei jedoch zwischen Blühwiesen und Blühflächen unterscheiden. Auf Blühwiesen wachsen neben Blumen auch viele Gräser, sie bestehen dauerhaft an einem Standort und werden extensiv genutzt. Blühflächen haben oft keinen oder nur einen geringen Anteil an Gräser und eine begrenzte Standzeit, sie werden oft für einen gewissen Zeitraum auf Ackerflächen oder Grundstücken angelegt. Unsere ImmerBunt-Patenschaften sind also Blühflächen. Sie wachsen auf Äckern in der Agrarlandschaft, auf denen sonst triste und artenarme Mais- oder Getreidefelder stehen würden.
Die vielen verschiedenen Pflanzenarten auf Blühwiesen und Blühflächen blühen zu unterschiedlichen Zeiten im Jahr. Dadurch wird eine lange Blütezeit von Frühjahr bis Herbst geschaffen. Das ist für Insekten ein wichtiger Aspekt, denn viele Insekten sind auf verschiedene Blühpflanzen und verschiedene Blühzeiten angewiesen. Es wird für viele Monate ein Nahrungsangebot bereitgestellt. Das ist vor allem im Sommer wichtig. Im Frühjahr blühen viele Gehölze und stellen reichlich Nahrung für Bestäuber bereit. Im Juni und Juli blüht in der Agrarlandschaft dann nur noch wenig. Auf Blühwiesen und Blühflächen hingegen findet sich auch in dieser Zeit ein reichliches Blühangebot.
Um eine wertvolle Blühwiese oder Blühfläche neu anzulegen, wählt man also verschiedene Pflanzenarten aus, die verschiedene Blütezeiten haben, um so eine möglichst umfangreiche und lange Nahrungsquelle für Insekten zu bieten. Neben dem Blühangebot gibt es weitere Vorteile, die wir euch in diesem Artikel erklären.
Oft werden Blühwiesen und Blühflächen auch als Bienenweiden bezeichnet, doch nicht nur Bienen wird geholfen. Neben Honigbienen und Wildbienen essen auch Schmetterlinge, Fliegen und sogar Käfer die Pollen und Nektar von Blühpflanzen. Und auch Tiere, die gar nicht auf Blüten angewiesen sind, profitieren. Sie finden auf verschiedenste Art und Weisen Nahrung und Schutz in den Flächen.
Blühwiesen und Blühflächen findet man an vielen Stellen. Neben Randstreifen auf Äckern werden sie auch immer populärer auf Firmengeländen. Wenn du eine Blühwiese erleben möchtest, haben wir einen kleinen Tipp für dich: Auf der Blühwiesenkarte der Initiative “Umweltschutz und Lebenshilfe” kannst du zahlreiche Blühwiesen und Blühflächen ausfindig machen und sogar deine selbst angelegte Blühwiese eintragen.
Blühwiesen und Blühflächen können auch als Verbindungselement von Landschaftselementen dienen. So können Insekten verschiedener Arten von einem Gebiet zum anderen gelangen. Getreidefelder oder Stoppeläcker sind für viele Tiere ein nicht zu überwindendes Hindernis. Sie finden keine Deckung, keine Nahrung und werden sich nicht auf den Weg durch die Ödnis machen, in der Hoffnung, einen neuen Lebensraum zu finden. Viele geeignete Biotope werden dadurch gar nicht erst von einer Tierart gefunden.
Man kann sich Blühflächen in der Agrarlandschaft auch wie eine kleine Oase auf der Wanderung durch die Wüste vorstellen: Der Schmetterling Leo wächst in einem Naturschutzgebiet mit artenreichen, blühenden Wiesen auf. Nun macht sich Leo auf den Weg, die Welt zu erkunden und möchte seine Gene in einem anderen Lebensraum teilen.
Er fliegt aus dem Naturschutzgebiet und dort von Blühfläche zu Blühfläche, denn dort kann er überleben und findet Nahrung. Entlang der Blühflächen kann Leo durch die Landschaft wandern, bis er in einem neuen, dauerhaften Lebensraum angekommen ist. Migration und genetischer Austausch ist für Populationen überaus wichtig, da kleine und isolierte Populationen ansonsten aussterben.
Blühwiesen und Blühflächen erhöhen die Strukturvielfalt in der Landschaft. Gerade in Kombination mit anderen Landschaftselementen wie Gehölzinseln, Hecken oder Gewässern entstehen wertvolle Lebensräume. Wildbienen benötigen zum Beispiel innerhalb von wenigen Hundert Metern sowohl einen Nistplatz als auch eine Nahrungsquelle. Kombiniert man beispielsweise eine Brombeerhecke mit einer Blühwiese oder Blühfläche, kann die Wildbiene Nahrung auf den Blühpflanzen finden und ihre Eier in die Stängel der Brombeere legen.
In dem nachstehenden Beispiel sieht man, wie eine Blühfläche verschiedene Landschaftselemente miteinander verbinden kann. Die einzelnen Elemente sind nicht mehr durch einen Maisacker voneinander isoliert, ein Austausch ist besser möglich. Zudem ergänzen sich die einzelnen Landschaftselemente zum Beispiel durch Bereitstellung von Nistplatz und Nahrung auf kleinem Raum.
Vor einigen Jahrzehnten war unser Landschaftsbild von vielen kleinen Elementen geprägt. Diese vielseitige Struktur war eine wichtige Grundlage für unsere Artenvielfalt und Biodiversität. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wurde in Europa das Landschaftsbild stark verändert, um die Produktivität in der Landwirtschaft zu erhöhen. Das kann man heute an großen zusammenhängenden Flächen erkennen, die keine Struktur mehr aufweisen und auf denen eine Monokultur angebaut wird.
Die Veränderung unserer Landschaftsstruktur ist mit verantwortlich für den starken Rücklauf unserer Biodiversität, daher ist die Wiederherstellung solcher Strukturen und Verbindungselemente wichtig für unsere Biodiversität.Blühwiesen und Blühflächen können die Durchlässigkeit der Landschaft erhöhen. Das kann man sich gut am Beispiel der Wildkatze vorstellen: Bei ihrer Wanderschaft durch die Landschaft bewegt sich die Wildkatze bevorzugt geschützt entlang von Gehölzstrukturen wie Wäldern und Hecken voran. Die Wildkatze ist im Norden eher selten zu finden, während sie sich im Harzgebiet fast heimisch fühlt.
Einen offenen Acker überquert sie nur ungern. Wird auf einem Acker, der zwischen zwei entfernten Waldstücken liegt, eine hochwachsende Blühfläche angelegt, dann kann sich die Wildkatze geschützt von der einen bis zur anderen Seite bewegen. Dabei ist zu beachten, das jede Tierart ganz andere Voraussetzungen für ihre Ausbreitung benötigt.
Blühwiesen und -flächen können einen positiven Effekt auf die Bodenstruktur, Bodenfruchtbarkeit, Bodenbiologie und auf die Bodenerosion haben.
Die biologische Vielfalt, auch Biodiversität genannt, bezieht sich auf die Vielfalt an Leben auf unserem Planeten. Dies umfasst sowohl
Sie umfasst alle Organismen von Mikroorganismen bis hin zu Tieren und Pflanzen sowie die Ökosysteme, in denen sie leben, von Wäldern bis hin zu Wüsten und Ozeanen. Jede Art und jedes Ökosystem hat eine einzigartige Rolle in der Natur.
Die biologische Vielfalt ist für die Funktionsfähigkeit der Ökosysteme und die Erhaltung des Lebens auf unserem Planeten von entscheidender Bedeutung. Sie stellt auch wichtige Ressourcen für die menschliche Gesellschaft bereit, wie z. B. Nahrung, Medizin und ökologischen Dienstleistungen.
Blühwiesen und Blühflächen können einen positiven Beitrag zur biologischen Vielfalt durch verschiedene Beiträge bieten:
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Wirkung von Blühwiesen und Blühflächen auf die biologische Vielfalt von vielen Faktoren abhängig ist, wie zum Beispiel dem Standort, dem Klima, der Art der Pflanzen und der Art und Weise, wie sie gepflanzt wurde.
Blühwiesen und Blühflächen wirken sich positiv auf den Klimawandel aus, da sie Kohlenstoff speichern können. Sie absorbieren Kohlenstoffdioxid (CO2) aus der Atmosphäre und speichern es in Pflanzenmaterial, das im Boden verbleibt. So können je nach Wachstumsverhältnissen, Mischungszusammensetzung und Nutzung etwa 1.500 bis 2.200 kg Kohlenstoffdioxid (CO2) pro Hektar und Jahr gespeichert werden. Die gleiche Menge an CO2 kann eine Buche vergleichsweise in 120 bis 176 Jahren einspeichern. 1.700 kg CO2 entspricht etwa dem Ausstoß eines Mittelklasse-Benziners für eine Fahrstrecke von 8.330 Kilometern.
Blühwiesen und Blühflächen bieten auch Lebensraum für viele Wildtierarten, die zur Erhaltung des ökologischen Gleichgewichts beitragen. So können beispielsweise Nützlinge, welche durch die Blühwiesen gefördert werden, Schädlinge in der Landwirtschaft bekämpfen. Dadurch müssen dann weniger Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden und die Arbeitsaufwendungen der Landwirte werden reduziert.
Sie tragen zudem zur Verbesserung des Wasserhaushalts bei, indem sie Wasser im Boden speichern. Es ist schwierig, eine genaue Menge an Wasser zu nennen, die eine Blühfläche pro Hektar speichern kann, da es von verschiedenen Faktoren abhängt. Einige Schätzungen der Unteren Naturschutzbehörde gehen davon aus, dass eine Blühwiese in der Lage sein kann, bis zu 300.000 Liter Wasser pro Hektar zu speichern.
Allerdings kann dieser Wert auch je nach den Bedingungen des Bodens und der Art der Pflanzen variieren. Durch die Speicherung und Verdunstung des Wassers an heißen Tagen können Blühwiesen ihre Umgebung kühlen. Dies trägt dazu bei, die Auswirkungen des Klimawandels abzupuffern und ein angenehmeres Klima in der Umgebung zu schaffen.
Blühwiesen und Blühflächen können die Luftqualität verbessern, indem sie Schadstoffe und Feinstaub aus der Luft filtern. Staubpartikel bleiben an der Blattoberfläche hängen und können beim nächsten Regen abgespült werden. Die dichte Pflanzendecke sorgt dann dafür, dass der Staub nicht wieder aufgewirbelt wird. Durch die ganzjährige Bodenbedeckung schützen Blühflächen auch vor Winderosion. Eine Kombination aus Trockenheit und Wind kann zu starken Verwehungen führen. 2011 sorgte beispielsweise ein Sandsturm bei Rostock zu einer Massenkarambolage auf der Autobahn.
Die Pflanzen können auch Schadstoffe wie Stickoxide und Schwefeloxide aufnehmen und in ihrem Gewebe speichern oder umwandeln. Das führt zur Entstehung von größeren Pflanzenpopulationen und damit zu einer höheren Anzahl an Pflanzen, die Kohlendioxid aufnehmen und Sauerstoff abgeben können. Auch hierbei ist der Umfang und Einfluss wieder abhängig vom Standort, dem Klima und der Art der Pflanzen.
Blühwiesen und Blühflächen können auch zur Erholung des Menschen beitragen, indem sie eine natürliche Umgebung bieten, die dazu einlädt, sich zu entspannen und den Alltagsstress zu vergessen. Sie bieten eine Vielzahl von Farben und Düften, die die Sinne ansprechen und die Stimmung verbessern können. Auch bietet eine Blühwiese viele Möglichkeiten zur Faszination, insbesondere über ihre Blütezeit. Hier können jung und alt viele verschiedene Arten von Insekten entdecken, die sonst nicht so häufig gesehen werden.
Zusammengefasst bietet Blühwiesen und Blühflächen eine Vielzahl von Vorteilen für die Umwelt und die Gesellschaft. Sie dienen als wichtiger Lebensraum und Nahrungsquelle für gefährdete Tierarten und tragen zum Erhalt der Artenvielfalt bei. Sie helfen bei der Klimaregulierung und verbessern die Wasser- und Bodenqualität. Blühwiesen sind ein wichtiger Bestandteil der Kulturlandschaft und tragen zum Erhalt von Traditionen und Bräuche vieler ländlichen Gemeinschaften bei. Sie verbessern nicht nur das Landschaftsbild, sondern sind auch für die Umwelt und die Gesellschaft von großer Bedeutung.